Die Norweger machen es den Fans leicht
(Stuttgarter Nachrichten vom 02.12.2000)

Beim vierten Lied fliegt der erste Teddy auf die Bühne - A-ha spielen in der Schleyerhalle

Vor einstigen Teenie-Idolen, die sich nach jahrzehntelanger Pause noch einmal anschicken, an alte Glitzerzeiten anzuknüpfen, muss im Allgemeinen gewarnt werden. Meist endet das eitle Unterfangen unschön damit, dass die nunmehr schmerbäuchigen Ex-Stars mit gebrochenem Willen und grotesken Frisuren durch Möbelhäuser tingeln und einem im Nachhinein das einstige Fansein verderben. Bei A-ha ist das anders. Groß ist am Donnerstag das Geschrei in der ausverkauften Schleyerhalle, als die Band auf die Bühne kommt. Morten Harket, der Sänger, trägt enge, cremefarbene Lederhosen und ein Hemd, das er bis zum Bauchnabel aufgeknöpft hat. Das sieht nicht peinlich aus, sondern sehr gut. Von Schmerbauch keine Spur. Vor einem klassisch-kühlen Bühnenbild aus durchscheinenden Würfeln lässt es das Trio, das in den Achtzigern 16 Hit-Singles veröffentlichte, mit Liedern aus ihrem aktuellen Album "Minor Earth, Major Sky" erst mal hübsch langsam angehen.

Die Norweger machen es einem leicht, vergangene Backfisch-Schmachtereien nicht peinlich, sondern okay zu finden. Weder nudeln sie unlustig ihre Hits herunter, noch hüpfen sie wie Vorgruppe Reamonn puppenlustig auf der Bühne herum. Ohne Sperenzchen stellen sich die drei Familienväter einfach mal irgendwie hin und spielen Lieder. Sehr sympathisch, das. Bei Lied Nummer vier fliegt prompt der erste Teddybär.

Text zum Foto:
So etwas wie eine Bühnenshow hat Morten Harket nicht nötig. Der A-ha-Frontmann stellt sich einfach mit offenem Hemd auf die Bühne und singt. Auch sein offensiv-sexy Outfit und die alten Hits von A-ha begeistern die Fans in der Schleyerhalle.

Morten, der bereits in den alten Lederbändel-Tagen kein großer Tänzer war, lässt sich trotz seines offensiv-sexy Outfits nicht zu so etwas wie einer Bühnenshow hinreißen. Ricky Martinsche Popo-Wackelei gibt es bei ihm nicht, allenfalls hie und da eine wenig Kniewippen oder ein verhaltener Wiegeschritt am Bühnenrand. Auch an Nebel und Lichteffekten wird gespart - im Mittelpunkt steht Harkets Stimme, die bei "Manhattan Skyline" schön tiefdüster klingt, und die nach all den Jahren das hohe Uhuuu-Geheul bei "Cry Wolf" noch prima hinbekommt. Pal Waaktaar und Magne Furuholmen wirken ebenfalls kregel wie vor 15 Jahren - während ihr Leadsänger am Bühnenrand seinen Bauch zeigt, kümmern sie sich um die Musik.

"This is an old one", eröffnet Morten schließlich nach etwa 45 Minuten das Oldie-Programm. Das Publikum, größtenteils Eighties-Veteranen um die 30, dankt es juchzend. Morten macht sein Hemd noch ein bisschen weiter auf, und dann kommen sie, die ganz großen Reißer: Eine wunderbar traurige Akustik-Version von "Stay on these roads", dann "Living Daylights" und die prächtigste Hymne der achtziger Jahre, "Hunting high and low". Und ganz zum Schluss kann natürlich nur noch eines kommen: A-ha spielen "Take on me" - und das machen sie so schön, dass am Ende dann auch noch ein zweiter Teddy vor Mortens Füßen landet.

Vielen Dank an Marion für die Zusendung des Artikels

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