Einmal cool sein (Rolling Stone Ausgabe
06/2002)
Froh, endlich der Teenie-Ecke entkommen zu sein,
liefert A-ha auch auf "Lifelines" lässigen Adult -Pop
Morten Harket macht das schon ganz richtig so. Während
der in New York residierende Paul Waaktaar-Savoy Puddle Of Mudd und
Nickelback klasse findet, hört der dreifache Vater Morten überhaupt
keine Musik mehr.
Der Mann, der möglicherweise für die Erfindung der
Freundschafts-Armbänder verantwortlich zu machen ist und für
Pressefotos anno 1986 schon mal die Tennissocken über die Jeans zog,
scheint zwar immer noch nicht zu altern, möchte die leidige
Vergangenheit des universellen Pop-Phänomens A-ha aber am liebsten zu
den Akten legen. "Ich mag es, dass wir heute von den Medien so
angenommen werden, wie wir es früher eigentlich verdient hätten.
Aber wir haben auch selbst viele Fehler gemacht, steckten knietief im
Sumpf knallbunter Teenzeitschriften und fühlten uns letztendlich
nicht mehr wie eine richtige Band. Daran sind wir dann auch langsam
kaputt gegangen".
Magne Furuholmen, der sich in Norwegen als Maler
einen Namen gemacht hat und während des Interviews immer wieder grobe
Entwürfe in einen Notizblock kritzelt, sieht die Entwicklung der
einstigen Shootingstars ähnlich: "Wir wurden eindeutig von vielen
Menschen fehlinterpretiert. Natürlich wusste niemand besser als wir
selbst, wie uncool es damals war, A-ha zu hören. Als wir dann nach so
langer Pause "Minor Earth Major Sky" aufnahmen, spielte auch die
Eitelkeit eine Rolle, in der öffentlichen Wahrnehmung von A-ha so
einiges klarzustellen".
Das siebte A-ha-AIbum "Lifelines" scheint diese
Imagekorrektur abzurunden: Für die Produktion des gepflegten
Adult-Pop zeichneten unter anderem Clive Langer & Alan Winstanley
(Elvis Costello, Morrissey, Madness) und Stephen Hague (New Order,
Blur, Pet ShopBoys) verantwortlich, die "Bravo" ist längst nicht mehr
interessiert und das Trio ignoriert heute Leute, mit denen es nicht
reden will. "Ich bin froh, dass ich nicht mehr im Brennpunkt der
Teenie-Presse stehe", zeigt sich Harket sichtlich erleichtert. "Ich
habe mich stellenweise wie in einer Freakshow gefühlt. Ich war kein
Mitglied der Gesellschaft, stigmatisiert und isoliert. Heute kann ich
mich wieder freier bewegen, aber ich lasse mich meist nur noch an
Orten blicken, wo ich auch jederzeit wieder verschwinden kann".
So schweift der Blick also doch zurück ins Unabänderliche
und zu Kollegen, die es laut Harket und Furuholmen genau richtig
eingefädelt haben: U2 hätten sich durch intensive Imagepflege von
Beginn an die nötige streetcredibility erarbeitet, die den
Skandinaviern immer fehlte. "Unser Fehler war, dass wir zu sehr wir
selbst waren. Eine festgelegte Rolle zu spielen, hätte vielleicht
manches vereinfacht". Hinterher ist man eben immer schlauer.
Vielen Dank an Mechthild
|