Tempo 80 (Petra Ausgabe 11/2002)
Die Renaissance der 80er boomt, und Bands wie A-ha sind wieder
oben. Frontman Morten Harket über die Faszination einer Epoche:
Die Norweger: Sie sitzen da im Norden an ihren Fjorden und rühren
sich nicht. Aber wenn wir mal etwas von ihnen hören, dann freuen wir
uns auch - so war es bei Wencke Myrhhe in den Siebzigern, so ist es
heute mit Mette-Marit, und so war es in den Achtzigern mit A-ha. Sie
bescherten uns Hits wie "Hunting High And Low" oder "Take
On Me", und als sie sich nach siebenjähriger Pause im Jahr 2000
mit ihrem Album "Minor Earth Major Sky" zurückmeldeten, war
der Erfolg so bombastisch, dass sie in diesem Jahr gleich die Scheibe
"Lifelines" nachschoben. Petra sprach mit dem Sänger Morten
Harket über Stulpen in Neonfarben, Lederarmbänder und seine Mutter,
die sich für ihn geschämt hat.
Petra: Ihr Comeback haben Sie ja zeitlich gut hingekriegt,
gerade rechtzeitig zum großen 80er-Jahre-Revival.
Morten Harket: Das hat nichts mit Kalkül zu tun, es war
reiner Zufall. Vor drei Jahren wurden wir gefragt, ob wir bei der
Nobelpreis-Verleihung auftreten wollten. Wir hatten also einen Anlass,
mal wieder miteinander zu spielen.
P: Weil Sie an alte Erfolge anknüpfen wollten?
M: Nein. Sicher haben wir den Erfolg genossen, aber er war
auch eine verdammt nervige Zeit.
P: ... weil Sie immer Körbe voller Plüschtiere und Mädchenschlüpfer
von den Konzerten mit nach Hause brachten?
M: Sie glauben gar nicht, wie es uns fertiggemacht hat,
dass wir immer als die Backstreet Boys der 80er durchgingen. Klar,
hauptsächlich waren es Frauen und Mädchen, die auf uns standen,
schließlich waren wir Männer, und zwar hundertprozentig. Aber in
allen Geschichten über uns ging es nur um das: als seien wir Affen,
die nichts anderes im Kopf haben.
P: Welches Image haben Sie selbst, Morten, denn heute?
M: Keine Ahnung. Ein Mann, der Musik macht und drei Kinder
hat, vielleicht. Welches Image hatte ich den früher?
P: Naja, Sie galten schon als einer, der die Frauen angräbt
und dabei ziemlich viel Wind macht, weil er meint, ohne große Worte
nicht wirklich cool zu sein.
M: Vielen Dank! Aber vielleicht haben Sie Recht. Ich war
der Depp, der immer eine Spur zu nett war. Und zu nett ist was anderes
als lässig.
P: Daran war ihr Outfit bestimmt nicht ganz unschuldig.
Welchen ihrer modischen Fehltritte halten Sie denn im Rückblick für
den schlimmsten?
M: Wenn ich an diese pinkfarbenen Stulpen denke, muss ich
kotzen. Denn Pink ist definitiv keine Farbe, die dazu bestimmt ist, in
größerem Umfang getragen zu werden.
P: Naja, die Lederarmbänder waren auch nicht ohne.
M: Ehrlich, es war überhaupt nicht geplant, dass daraus so
eine große Sache wird! Ich trug diese Fransenteile schon als
Jugendlicher, die gehörten zu mir wie mein kleiner Finger. Dann hatte
ich die mal auf der Bühne um, ich wurde geknipst, und dieses Foto
wurde millionenfach kopiert, und auf einmal rannte jeder Idiot damit
herum. Und mit den zerrissenen Jeans war es das gleiche.
P: Soll das heißen, Sie haben gar nicht mit dem Brotmesser
an ihren Hosen herumgesägt, um berühmt zu werden?
M: Damit liefen damals auch andere rum, nur von uns gab es
jede Menge Bilder, und dann hieß es: A-ha, das sind die Jungs mit den
ollen Jeans. Die trug ich übrigens schon mit 15 oder so. Wenn Sie wüssten
wie meine Mutter sich geschämt hat für uns!
P: Haben Sie Ihre alten Klamotten aufgehoben?
M: Ich bewahre überhaupt nichts auf, nicht mal meine
Goldenen Schallplatten. Und die zerrissenen Jeans, die muss man gar
nicht mehr wie wir früher solange tragen, bis sie auseinander fallen,
die gibt’s ja heute sogar schon als Designer-Teil, mit Löchern ab
Fabrik. Auf das 80er Revival kann ich echt verzichten, nur die Hosen,
die mag ich immer noch.
Dank an Mechthild
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