Meine Kinder kommen vor der
Karriere
(Glücks Post, Ausgabe 6/2000)
1984
gelang "A-ha" der Durchbruch mit dem Hit
"Take On Me" und dem Debüt-Album "Hunting
high and low". Es war der Beginn einer Weltkarriere.
Heute wehrt sich Lead-Sänger Morten Harket (großes
Bild) gegen die Bezeichnung "Boyband".
Die norwegische Band "A-ha" ist nach
siebenjähriger Pause erfolgreicher den je. Sänger
Morten Harket redet in der GP über seine drei Kinder,
"Boybands" und sein Faible für Orchideen.
Morten trägt sein volles Haar wild durcheinander,
ist unrasiert und sein charmantes Lächeln ist
ansteckend. Ist der Mann tatsächlich schon 40? Er ist
es, und man merkt sofort, dass er ein nachdenklicher,
sensibler Mensch ist, der sich ernsthaft mit dem Leben
auseinandersetzt: "Ich genieße mein Alter, sehe
Dinge viel differenzierter! Junge Menschen sollten nicht
glauben, dass das Leben nach 30 vorbei ist: Mein Leben
ist heute viel reicher!"
Dass "A-ha", eine der erfolgreichsten
Popbands, nach fast siebenjähriger Pause wieder
zueinanderfanden, ist für Morten wie ein
"Heimkommen". Untätig war der stimmgewaltige
Sänger aber keineswegs. Zwei Solo-Alben hat er
veröffentlicht; komponieren gehört für ihn zum Alltag.
Er könnte sich auch gut vorstellen, dass andere
Interpreten seine Songs zum besten geben. Morten: "Ein
Lied gehört niemandem, es kann von jedem gesungen
werden."
Zu "A-ha", die 1987 mit "The Living
Daylights"sogar einen James-Bond-Titel-Song
komponierten, sagt Morten ganz klar: "Wir alle
drei wussten immer, dass wir mit der Band nicht am Ende
waren. Der Wunsch, ein gutes Album zu machen, wurde immer
stärker!" Der Wunsch ging in Erfüllung, die
Platte ist ein Erfolg. In der Schweiz wird "Minor
Earth, Major Sky" bald Platin-Status erreichen. Die
Single "Summer Moved On" ist ein Megahit.
Doch trotz aller Lorbeeren der internationalen
Presse, gibt es auch Grund zum Ärgern. Dann, wenn
"A-ha" als die Backstreet Boys der Achtziger
bezeichnet werden. Morten knapp: "Das ist
einfach nicht interessant!" Die Bezeichnung
"Boyband" lässt er ebensowenig gelten: "Dann
waren die "Beatles" und "The Who"
genauso eine Boyband", sagt er etwas gereizt.
Es wäre auch zu einfach, die gefühlvollen Songs von
"A-ha" in der Sparte "Happy Songs"
anzusiedeln. "Unsere Lieder sind auch positiv,
handeln aber von realen Emotionen und vermitteln ein
Lebensgefühl", erklärt uns Morten. Die
Bezeichnung "melancholisch" passe nicht so
ganz, "bittersüß" treffe es da schon weit
besser. Morten liebt die Natur, ist immer wieder aufs
Neue fasziniert. Seine Neugierde kennt keine Grenzen.
Seit er 14 ist, interessiert er sich für Orchideen,
fotografiert sie und sammelt auch deren Samen. Warum
ausgerechnet diese Blumen? "Orchideen sind so
faszinierend, weil sie sich oft den härtesten
Bedingungen anpassen müssen, um zu überleben."
Es verwundert kaum, dass Morten sein Solo-Album
"Wild Seed" ("Wilde Saat") nannte.
Dass sich Morten auch Gedanken um die Umwelt macht,
und sich für Solar-Energie einsetzt, ist schnell
erklärt. Er ist Vater von drei Kindern, das jüngste ist
sieben, das älteste gerade 11 geworden. Von seiner
Ex-Frau Camilla Malmquist, der Mutter seiner Kinder, lebt
Morten getrennt. Er sieht aber alle, so oft er kann.
"Ich würde für meine Kinder die Karriere
sofort beenden, wenn das nötig wäre", sagt
Morten, "es gibt nichts Schöneres, als die Zeit
mit ihnen zu verbringen." Eine feste Partnerin
hat der schöne Norweger zurzeit nicht. Verliebt? Er
schmunzelt verschmitzt: "Manchmal....!"
Der Erfolg
mit "A-ha" beflügelt jedenfalls, und Morten
gibt gerne zu, dass es sich beim Comeback um einen
kleinen Sieg handelt. Ob sie die bevorstehende Tour auch
in die Schweiz führt, ist noch ungewiss. Morten kennt
unser Land privat. Was ihm an der Schweiz gefällt?
"Die Natur, was sonst?"
Vielen Dank an Alex für den Artikel
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