Ein Jahr besser (Frankfurter Rundschau vom 24.09.2002)

Die Pop-Helden von A-ha sind Anfang Oktober in Frankfurt

Sänger Morten Harket kreist zur Zeit des Gesprächs noch über dem Münchner Flughafen. Und so sprechen Magne "Mags" Furuholmen und Paul Waaktaar-Savoyder, die sonst eher im Hintergrund stehen bei A-ha, den 80er-Jahre-Pop-Heroen aus Norwegen, mit FR-Mitarbeiter Gunnar Mergner über die neue Tour, die die Gruppe am 1. Oktober auch nach Frankfurt führt.

FR: Ihr habt in den letzten Jahren zwei Alben veröffentlicht und seid schon wieder auf Tour. Habt Ihr es eilig?

Mags: Die letzte Tour hat uns bewiesen, dass wir endlich auch eine gute Liveband geworden sind. Und wir hatten richtig gute Publikumsreaktionen. Wir wussten ja nicht, was uns bei unserem Comeback erwarten würde und waren von der Reaktion vor allem in Deutschland überwältigt. Das hat uns eine Menge Mut gegeben. Ich habe es sogar zum ersten Mal genossen, auf der Bühne zu stehen. Und dann ist das alles kein Stress mehr, sondern privilegierte Arbeit.

Was hat man von der aktuellen "Lifelines"-Tour zu erwarten?

Paul: Wir versuchen, zwei oder drei verschiedene Shows zu entwerfen, damit wir nicht immer die selben Songs spielen. Es gibt einige Klassiker, die gespielt werden müssen, es gibt ein paar Songs, die wir gerne spielen würden, weil wir sie nie live gebracht haben. Man sieht auf Tour auch schnell, was funktioniert und was nicht. Wir passen uns da unterwegs an. Jedenfalls werden wir alles mitschneiden, weil es vielleicht ein Live-Album geben wird.

Wie viele Songs werdet Ihr spielen?

Mags: Ich glaube, die Leute halten um die zwanzig Songs aus. Dann fallen ihnen die Ohren ab.

Werdet Ihr mit besonderen optischen Effekten arbeiten, so wie es Depeche Mode mit dem Konzept des Star-Fotografen Anton Corbijn gemacht haben?

Mags: Wir arbeiten mit demselben Team wie auf der letzten Tour. Es wird eine neue Bühne geben und neue, ganz massive Lichteffekte. Zudem verwenden wir neue Technologien wie LED-Displays, um eine Gratwanderung zwischen Bildern und Lichteffekten hinzubekommen. Ein abstrakter Ansatz, aber interessant, finde ich.

Arbeitet Ihr wieder mit Bühnenmusikern?

Mags: Ja, mit dreien und einer Sängerin. Auch hier wieder dasselbe Team wie im letztes Mal. Nur ein Jahr besser.

Schreibt Ihr während der Tour an neuen Songs?

Paul: Ja, wir schleppen beide unser mobiles Aufnahmestudio mit uns herum. Aber die Zeit ist natürlich begrenzt.

Mags: Ich finde, es ist eine sehr kreative Atmosphäre. Paul arbeitet schon an einem neuen Album außerhalb von A-ha, ich habe nebenbei immer Kunstprojekte laufen.

Fühlt Ihr euch denn noch wohl mit dem zweiten Anlauf von A-ha?

Mags: Es fühlt sich in manchen Bereichen besser an als früher. Deswegen lohnt es sich weiterzumachen. In unseren frühen Jahren gab es viel Aufregung um uns, und das war eine Zeit lang auch schön. Aber dann fühlten wir uns eingesperrt vom Erfolg. Wir haben damals Hysterie und Anhimmelung erlebt, heute, glaube ich, werden wir eher respektiert als bewundert. Es ist einfach schön zu wissen, dass man der Nachwelt mehr hinterlässt, als nasse Teenager-T-Shirts.

Als ernsthafte Musiker anerkannt zu werden, war ja ein Grund für das Comeback. Im Gegensatz zum letzten Album "Minor Earth" waren die Kritiken zu "Lifelines" in Deutschland eher lauwarm. Schmerzt das?

Paul: Davon haben wir gar nichts gehört. (lacht)

Mags: Wir dachten, die Kritiker hätten das Album geliebt . . .

Paul: Aber danke fürs Durchblättern der Kritiken. Das sind ja gute Nachrichten.

Mags: Jedes Album wird von unterschiedlichen Leuten auch unterschiedlich wahrgenommen. Das letzte Album hat uns einfach die Kraft gegeben, ein weiteres zu machen.

Paul: Es stimmt schon, es ist so was wie ein Restaurationsprojekt momentan. Aber das ist in der Kunst ja immer so. Viel hängt von deiner ersten Arbeit und den Reaktionen darauf ab. Und für die bekommen wir heute viel bessere Kritiken als damals.

Ihr lasst euch aber von den aktuellen Kritiken nicht entmutigen?

Paul: Weißt Du, wir haben so viele schlechte Kritiken bekommen in unserer Karriere - ich glaube fast, das ist der Grund, warum es uns noch gibt. Wir wollen nicht mehr dasselbe machen wie mit 21 Jahren, aber das scheint noch nicht durchgedrungen zu sein.

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