Morten singt beim Wäschefangen
(Frankfurter Neue Presse vom 04.10.2002)

Finale in der Festhalle: Die norwegische Band "A-ha" beendet ihre Deutschland-Tournee in Frankfurt.

Zwei einsame rosa-rote Luftballons zappeln in der Luft. Hier und da ein Stoffplakat und eine norwegische Flagge grüßen "A-ha". Später greift Sänger Morten Harket nach einem Wäschestück, das zielgenau auf ihn zufliegt, und hängt es fast ungerührt an den Mikrofonständer, weil er wahrscheinlich schon so viele in seiner Karriere aufgefangen hat.
Irgendwie ist es ein bisschen wie früher. Aber auch nur ein bisschen. Geblieben ist nur ein kleiner Rest jungfräulichen Überschäumens. Sowohl bei einer der erfolgreichsten Bands der 80er Jahre wie auch bei ihrem mehrheitlich weiblichen Publikum. Geblieben sind auch die ersten Hits wie "Take on me", das gegen Ende des letzten ihrer zwölf Deutschland-Konzerte natürlich auch gespielt wird, und die diese alten Zeiten wieder aufwärmen. Heute möchten die drei Osloer am liebsten andere Botschaften transportieren. Möchten sie das wirklich?

Früher, das war die Zeit, als "A-ha" mit neumodischen Lederbändeln behangen "Take on me" forderten, sich im Video zu den Handlungspersonen einer Liebesstory und Zimmerwände zur Projektionsfläche für Mädchen-Träume verwandelten. Heute spricht Pal Waaktaar-Savoy, kreativer Kopf der Band, von "Entscheidungen" und "Verpflichtungen", von denen die neuen Lieder "handeln". Und Morten Harket singt: "Oranges on Appletrees". Wunderschön. Viel Applaus. Mehr Tiefe verleiht das ihren sphärischen Pop-Songs nicht, soll es wohl auch nicht. Mal eine kurze Ansage, dann ein glänzend sicher vorgetragener Song, am Schluss ein "Dankeschön". So spielen sich "A-ha" durch ihr Programm. Die Dramaturgie des Balladenwunders aus Skandinavien sieht nichts weiter vor.

Im Grunde haben sich "A-ha" nicht verändert. Nur ihr melancholisch-symphonisches Repertoire erweitert. Mit ihren jüngsten Alben landeten "A-ha" zahlreiche musikalische Volltreffer. Das ist das Erstaunliche an Songs wie "Never Yours", "Minor Earth, Major Sky", "Lifelines" oder "Summer moved on", die auch live funktionieren. Mühelos schaffen es "A-ha", ihr Publikum zu verzaubern. Auch wenn die Bühnenkonstruktion, das Lichterspiel und Morten Harkets Frontmann-Qualitäten sich schnell erschöpfen. In der Festhalle wird frenetisch gefeiert. Nach zwei Stunden und vielen Zugaben blickt man in zufriedene Gesichter. Noch einmal war es ein bisschen so wie früher.

Dank an Silli

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