Die Zeit verschlafen (Berliner Zeitung vom 23.11.2000)

Norwegens einzige Popband ist zurück: A-ha spielen im Velodrom

Widmen wir uns in der Reihe "Comebacks, die man zwar niemals wollte, die aber auch nicht weiter stören" nun A-ha. Nachdem den Norwegern 1985 dank des ersten vollanimierten Videoclips zur Single "Take On Me" der internationale Durchbruch gelang, wurden sie zu einer der erfolgreichsten Bands der 80er-Jahre. Sie spielten mehr als zehn Hitsingles ein, veröffentlichten fünf Alben und schrieben mit "The Living Daylights" den Titelsong zu dem Bond-Film "Der Hauch des Todes". Sie gaben sich bodenständig und umweltbewusst, auf der Bühne trugen sie gern Strickpullover und Jeans. Das gefiel auch ihren Fans. In einer "Bravo"-Umfrage stürzten sie die bis dahin unangefochtenen Lieblinge Duran Duran vom Thron. Westdeutschlands Jugend zeigte sich erschüttert und gespalten, wenig später gerieten A-ha dann schnell in Vergessenheit.

Der A-ha-Gitarrist Pål Waaktaar-Savoy erklärt das Verschwinden seiner Band folgendermaßen: "Wir haben die 90er ganz einfach übersprungen." Und schenkt man dem neuen A-ha-Album ein Ohr, muss man ihm sogar glauben. "Minor Earth Major Sky" klingt, als hätten Pål Waaktaar-Savoy, Morten Harket und Magne Furuholmen ein gesamtes Jahrzehnt im Tiefschlaf verbracht: Keine einzige neue Idee fand den Weg in ihr Werk. Folglich haben A-ha das Album gänzlich unbeeindruckt von aktuellen musikalischen Strömungen eingespielt und können sich nun glücklich schätzen, dass die Veröffentlichung von "Minor Earth Major Sky" mit dem 80er-Jahre-Revival zusammenfiel. Das Album hat mittlerweile Platin-Status erreicht, die Deutschlandtour ist komplett ausverkauft. Ihrem Publikum versprechen A-ha eine bunte Mischung aus alten und neuen Hits sowie aufwändige Spezialeffekte in einer "Show der Superlative". Nichts Anderes hatte man erwartet.

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