Vergiss' die Wunderkerzen
nicht!
(Braunschweiger Zeitung vom 04.12.2000)
A-ha gaben ihren Tournee-Abschluss in
der Volkswagenhalle Braunschweig
Smart ist er, richtig nett und schlicht sexy. Morten
Harket, Magnet für Blicke und Begierden, Frontmann der
norwegischen Pop-Band A-ha. Mit ihrem Album Minor
Earth, Major Sky" meldeten sich Harket, Magne
Furuholmen und Pal Waaktaar-Savoy nach ihrer
Bühnenabstinenz furios ins Showgeschäft zurück. Die
Stars der 80er-Jahre verzückten am Freitagabend auch in
Braunschweig zum Abschluss der Comeback-Tournee besonders
den weiblichen (Groß-)Teil der 5000 Besucher in der
Braunschweiger Volkswagenhalle.
Für sie galt: Gehst Du zum Pop-Konzert, vergiss' die
Wunderkerzen nicht (sehr frei nach Nietzsche). So
schwenkten zahlreiche Arme die Funken stiebenden und
Sterne sprühenden Lichtspender - eine Hoch-Zeit für
Romantiker, meist im Zweierpack.
Scheinwerfer zauberten Mondstrahlen, tauchten die
drei von A-ha an Mikro, Keyboards und Gitarre in
eisigblaues oder warm-rotes Licht. Atmosphärisch passend
zur wehmutsvollen Balladenstimmung von "Hunting high
and low", einem Hit aus ersten erfolgreichen Tagen
des Trios. Das fand nach zehn Jahren Pause in
Originalbesetzung vors Publikum zurück, unterstützt von
vier weiteren Musikern, gefeiert als "Comeback des
Jahres", frisch gekürt mit der "Goldenen
Europa 2000", dem Ehrenpreis des ARD-Femsehens.
Andere Bands hätten die Auszeit für ihre
Weiterentwicklung genutzt. A-ha haben für ihr neues
Album das gemacht, was sie ohnehin gut konnten. Pop-Songs
schreiben, die ans Herz gehen und in die Beine. Sanft und
unaufdringlich, melodiös. Doch zeitgemäß? Sicher, da
sind verspielte Schnörkel, in einigen Passagen klingt
gar der Dancefloor an, die Gitarre leiht sich was beim
Funk, klingt nun rockiger, und die Bässe wummern
mächtiger als noch in den cool-cleanen 80ern des
Synthezisers. Immer noch drehen die drei musikalisch
bombastisch auf, malen Klangbilder, entführen in den
Pop-Himmel. Da sind Neuerungen eher nebensächlich. Und
was kümmert's auch den Fan von früher? Der wollte in
Braunschweig das hören, wovon er sich live bereits 1990
verabschiedet hatte: "The Sun always Shines on
TV", den '83er-Erstling "Take on Me" und
das furiose "Cry Wolf".
Überhaupt, der Frontmann: glockenhell sein Gesang,
manchmal kaum von der Höhenlage der weiblichen Stimme im
Hintergrund zu unterscheiden. Aus der Ferne angehimmelt
wirkt der 41-Jährige unverändert jugendlich: schmal, in
Lacklederjeans, das braune Haar jungenhaft-kurz
geschnitten, lächelnd und den Fans nah, stets vorn am
Bühnenrand. Für die Inspiration und den tollen Empfang
bedankte er sich artig. Und Gesten machen das Populäre
aus. Jede im Saal glaubte leicht, dass die ausgestreckte
Hand zum Liebeslied gerade sie sehnsüchtig an sich
heranziehen würde. Eine feine Inszenierung inmitten der Party
über mehr als 90 Minuten mit reichlich Zugaben.
Satt war er nun, der Pop-Fan, ging nach Haus. Und am
nächsten Tag in die Läden, um die CD-Sammlung zu
komplettieren.
Zum Bild: Sorgten für Wiederhörfreude:
Sänger Morten Harket (links) und Pal Waaktaar-Savoy. Da
beugte sich Harket weit zurück, zeigte verletzlich seine
haarlose Brust unterm bis zum Nabel offenen Hemd und
heulte den Refrain als war' er so einsam wie der Graupelz
in der Nacht.
Vielen Dank an Uta für die Abschrift des Artikels
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