BR 3 Radiointerview vom 23.04.2000
Sieben Jahre sind seit dem letzten
A-ha-Album vergangen, sieben Jahre, in denen sich alle
drei auf eigene Projekte konzentrierten. Inzwischen ist
wieder Platz für eine fruchtbare Zusammenarbeit im
Rahmen von A-ha. Ein Fest für viele Fans der Band. Der
Sänger Morten erzählt, wie es zur Wiedervereinigung
kam.
Morten: "Wir haben immer
gewusst, dass es noch viel mehr für uns zu tun gibt. Wir
wissen, dass wir in der Lage sind, wirklich starke Dinge
zu tun. Aber der Auslöser war das
Friedensnobelpreiskonzert. Wir wurden eingeladen, uns
wiederzuvereinigen, um an diesem Abend auf der Bühne zu
stehen. Und das führte hinterher zur Aufnahme einiger
Demos und die Reaktion darauf zwischen uns wiederum ließ
keinen Zweifel, dass wir ein weiteres Album machen
wollten."
Aber die Zeit, in der jeder für sich
arbeiten konnte, war doch sehr wichtig. Morten findet,
dass A-ha vor der Pause in sich gegangen war.
Morten: "Am Ende der
80er war die Musik wirklich verstopft, verstehst du, sie
war voll von sich selbst und auf eine Art aufgebraucht.
Und wir fühlten das auch und versuchten, dagegen
anzukämpfen und daraus auf eine Weise auszubrechen. Und
wir machten das auf ein paar Alben und schließlich war
das der Grund, warum wir die Pause machten oder
verschiedene Wege gingen."
Hauptsongschreiber Paul erzählt, was
sich jetzt in der Zusammenarbeit der Jungs geändert hat:
Paul: "Es hat sich
insofern verändert, als dass wir mit einer etwas
lockereren Einstellung hinein gehen, verstehst du. Wir
müssen nicht mehr alles, was wir tun wollen, durch A-ha
bekommen. Ich denke, dadurch wird hoffentlich ein Album
kreiert werden, das nicht von der gleichen Panik geprägt
ist, dass es unbedingt klappen muss, wie das früher war.
Jetzt können wir einfach ein paar Songs aufnehmen und
wir suchen uns einfach die raus, die wir mögen, und die
landen dann auf dem Album. Und außerdem hat uns die
Pause neue Erkenntnisse gebracht."
"Summer moved on" klingt auf
der einen Seite neu, auf der anderen Seite vertraut, also
man merkt schon, hey, das ist A-ha! Paul hat "Summer
moved on" geschrieben:
Paul: "Es hat sich
einfach ganz natürlich so ergeben, einen Song zu machen,
der die Situation in der Band zu diesem Zeitpunkt
beschrieb. Wir wussten nicht, ob wir ihn als
Abschieds-Single machen würden, oder ob er der Start von
etwas Neuem sein würde. Und so ist er auch geschrieben.
Aber auf eine Weise sagt er aus, dass du vielleicht
bestimmte Gelegenheiten im Leben hast und um die musst du
dich wirklich bemühen. Halte dich nicht selbst zum
Narren, indem du denkst, dass da ein endloser Vorrat ist,
du musst einsteigen und Gebrauch davon machen."
Das neue Album hat diesen typischen
A-ha-Sound, ohne ein Aufguss der 80er zu sein. Diesen
Sound wiederzufinden war das geringste Problem, hat uns
Morten verraten:
Morten: "Wir sind zu
stark dafür. Wenn wir drei zusammenarbeiten, und wir das
Songwriting mit der Produktion und den Arrangements
mischen und gewissermaßen vielleicht auch die Stimme,
dann bekommst du A-ha, egal was für Instrumente du
auswählst."
Und die Pause haben Morten, Paul und
Magne nicht nur mit Soloprojekten genutzt. Magne hat ein
Jahr vor der Trennung von A-ha geheiratet. Und wir haben
ihn gefragt, ob die Zeit ohne A-ha auch eine Entscheidung
zugunsten der Familie war.
Magne: "Ja, das war wohl
so. Du merkst irgendwie, wenn du ganz kleine Kinder hast,
dass diese Zeit nicht sehr lange bei dir sein wird,
tatsächlich wird sie nur sehr kurz bei dir sein, und das
merkst du, wenn die Kinder älter werden. Und so war es
für mich auf jeden Fall eine große Sache, zu versuchen,
da zu sein. Denn wir lebten zwar in London, aber wir
hatten nirgendwo wirklich eine Basis. Wir reisten viel
herum. Und so war es schön, ein Heim zu gründen. Das
ist auf eine Weise das, was für mich in den 90er Jahren
das war, als wir in einen anderen Ort umzogen und ein
Heim gründeten."
Seine Frau heißt Heidi und die hat er
schon im Schulalter kennengelernt. Aber damals war nicht
alles gleich klar Schiff.
Magne: "Wir trafen uns,
als wir 15 waren. Ich habe mich direkt in sie verliebt,
aber es dauerte 3 Jahre, sie zu überzeugen, sie musste
richtig hypnotisiert werden. Ich bin in all diese Kurse
gegangen. Und jetzt sind wir also zusammen, seit wir 18
sind."
In den sieben Jahren Pause sind die
Jungs zu richtigen Familienfans geworden. Nicht immer mit
erfolgreichem Ausgang, Mortens Ehe zum Beispiel ist vor 2
Jahren auseinander gegangen. Und trotzdem ist für Morten
der Sonntag ein Familientag.
Morten: "Ich versuche,
den Sonntag mit meinen Kindern zu verbringen und das
bedeutet, dass wir zusammen frühstücken. Wenn ich das
haben kann, ist das ein guter Beginn des Tages."
Paul lebt mit seiner Frau in New York,
gemeinsam haben sie einen 6 Monate alten Sohn, der heißt
Augie. Und da ist natürlich an gemütliche
Sonntagmorgenfrühstücke im Moment nicht so richtig zu
denken.
Paul: "Er ist wach um 3,
4, 5, 6... (lacht)"
Ist also nicht so richtig gemütlich.
Paul und seine Frau betreiben sozusagen Arbeitsteilung,
wenn man das so sagen kann. Sie kümmert sich tagsüber
um den Sohnemann und Paul ist dann nachts für ihn da.
Und er kennt auch schon so ein paar kleine Tricks:
Paul: "Mit meinem Sohn,
wenn er aufsteht so um 5 oder 6, mache ich einfach den
Fernseher an und schalte ein Standbild ein, denn das
beruhigt ihn so für 20 Minuten, ich kann dann etwas zu
Bewusstsein kommen. Aber ich gewöhne mich daran, es ist
erstaunlich, wie wenig Schlaf man braucht, wenn es darauf
ankommt (lacht)."
Vielen Dank an Meike für die Abschrift
des Radiointerviews
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