Einfach sympathische Kerle
(Berliner Morgenpost vom 27.11.2000)
A-Ha feiern ihre Rückkehr in den Pop-Olymp - dabei
hat man das norwegische Trio gar nicht vermisst.
Mit ewig
jungem Bubengesicht: A-Ha-Sänger Morten Harket beim
Auftritt im Velodrom.
Nichts liegt an einem nasskalten Novemberabend
ferner, als ausgerechnet an den Schlagerwettbewerb Grand
Prix Eurovision De La Chanson zu denken, der
traditionsgemäß im Frühling stattfindet. Doch kaum hat
das Konzert der Gruppe A-Ha im Velodrom in Prenzlauer
Berg angefangen, drängt sich diese Assoziation geradezu
auf.
Morten Harket, Pal Waaktar-Savoy und Magne Furuholmen
stammen aus Norwegen, einem Land, das man in
popmusikalischer Hinsicht am ehesten beim europäischen
Schlagertreffen wahrnimmt. Der Wettbewerb wurde von
Harket sogar schon einmal moderiert. Solche Erfahrungen
prägen.
Im Radsportpalast erweist sich der ganz in Schwarz
gewandete Sänger als souveräner und charmanter
Gastgeber. Nur kündigt er dieses Mal nicht Beiträge aus
Island oder Griechenland an, sondern wohlklingende Songs
seiner eigenen Band. Alles klingt sauber, synthetisch und
sanft. So behaglich, dass man nicht das Gefühl hat, von
zu Hause weg zu sein. A-ha starten mit neueren Stücken
wie "Minor Earth Major Sky" oder "Little
Black Heart" durch und tun das so diszipliniert, als
stünden sie auf einer Fernsehstudiobühne bei Jürgen
von der Lippe oder Thomas Gottschalk.
A-Ha sind wieder da. Eigentlich hat man sie seit dem
Album "Memorial Beach" gar nicht weiter
vermisst. Doch da diese Platte mittlerweile schon über
sieben Jahre alt ist, kam unverhofft Sehnsucht nach den
skandinavischen Hitmachern und alten Zeiten auf. Guckt
man sich im vollen Rund um, sieht man praktisch nur Fans,
die mit der Band mitgewachsen sind. Daher werden die
ersten zu hörenden Singleklassiker wie "Cry
Wolf" und "Manhattan Skyline" auch
deutlich mehr bejubelt als die frischen Songs vom
aktuellen A-ha-Album.
Das neue Material ist live nur deshalb nicht
verschenkt, weil Morten Harket mit seinem ewig jungen
Bubengesicht auf der Bühne allein schon ob seiner
bloßen Präsenz wirkt. Keyboarder Magne Furuholmen löst
ihn als Moderator zwischen den Liedern öfter ab und ist
auch so ein durch und durch sympathischer Kerl, auf den
sich jede Schwiegermutter einigen kann. Gitarrist Pal
Waaktar-Savoy schweigt lieber, darf dafür aber einige
Male recht merklich in die Saiten greifen, was dem
Auftritt sofort einigen Schwung verleiht.
Alle Mühen in Ehren: Richtig los geht das Konzert
erst nach 70 Minuten. Das vitale und irgendwie
unverblichene "The Sun Always Shines On TV"
wirkt wie ein Weckruf. Arme gehen in die Höhe, an den
Rändern springen alle von ihren Sitzen auf. Dann läuft
alles wie von selbst. "The Living Daylights"
aus dem James Bond-Film, der Comeback-Hit "Summer
Moved On" und Harkets Lieblingsoldie "Hunting
High And Low" bringen die Stimmung auf den
Höhepunkt.
Ein großer Moment fehlt bis dahin allerdings im
Velodrom, doch den heben sich A-Ha für den Schluss auf.
"Take On Me" ist der beste Grand Prix-Song, der
nie im Grand Prix lief. Vielleicht ist das auch gut so.
Wer erinnert sich schon an den letzten Sieger des
paneuropäischen Singsangs? A-Ha dagegen werden von ihrem
Welthit das ganze Leben lang zehren. Und wenn sie dann
immer mal wieder in so guter Verfassung zurückkehren wie
jetzt, umso besser.
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