Schöne Männer müssen nicht dumm sein
(Bonner General Anzeiger vom 25.09.2002)
Die norwegische Gruppe "A-ha" bewirbt in der Kölnarena
ihre aktuelle CD "Lifelines", aber auch die Fans älterer
Hits kommen auf ihre Kosten.
Die
Ersten in den Rängen stehen schon während des ersten Stücks. Später
am Abend wird sich die Bedeutung des Wortes "Sitzplatz" in der Kölnarena
komplett relativiert haben. Pål Waaktaar-Savoy (Gitarre), Magne "Mags"
Furuholmen (Keyboards) und Morten Harket (Vocals) machen auf ihrer
2002er-"Lifelines-Worldtour" in Köln Station und können auf
begeisterte Massen zählen. Hieß es zuvor für "Saybia" - mit
ihrem Debüt "The Second You Sleep" gerade auf dem Markt und ein
mehr als nur achtbarer Support für "A-ha", was die Lightshow
anging, die Bälle flach zu halten, so dürfen die großen Brüder aus
Norwegen optisch in die Vollen gehen. Über die Bühne ragen drei
halbierte Plexiglasröhren, gespickt mit Rechtecken, die den Rahmen für
wechselnde Projektionen bieten. Vor einem solch opulenten Hintergrund,
der mal in sattem Gelb die Pegel zucken lässt, mal galaktisch blaue
Blicke aus einem Raumschiff wirft, bunte TV-Testbilder zeigt, golden
umwölkte Spiegel oder glutrote Flammen, läuft das Trio, dessen
Erfolgsgeschichte 1985 mit der Single-Auskopplung "Take On Me"
begann, zur Hochform auf.
Mit acht Stücken von der neuen CD "Lifelines" ist die
Richtungsvorgabe zwar klar, aber auch Fans der früheren Scheiben
kommen auf ihre Kosten. Sänger Morten - in rotem T-Shirt und heller
Lederhose beweist, dass schöne Männer nicht zwangsläufig dumm sein
müssen, indem er immer wieder Kostproben seiner Deutschkenntnisse
gibt. Die Herren Waaktar-Savoy, Furuholmen und Harket, sind mit 41, 39
und soeben 43 Jahren zwar keine Jungspunde mehr, aber ihrer
Spielfreude tut das keinen Abbruch. Bei "Manhattan Skyline"
brechen sich die rockigen Elemente gewaltsam Bahn. Wären da nicht die
sanften Keyboard-Passagen, die sich milde kräuseln, wie die Wellen
eines Teiches, den der Wind liebkost, man könnte glauben, im falschen
Konzert zu sein. "I'm Losing You" (ebenfalls l986) kommt
frisch, knackig und leuchtend daher.
Geschickt mixt Frontmann Harket Tragik mit Dynamik, schraubt seine
Kopfstimme in nach wie vor astronomische Höhen und bewegt das
Publikum zum ersten Chorgesang des Abends: "Oranges On Appletrees"
("Lifelines", 2002) erregt Begeisterung, das Duett mit Sängerin
Anneli Drecker Herzschmerz, die ergreifende Ballade "Stay On
These Roads" (Titelstück der dritten, 1988 erschienenen Platte)
noch mehr davon. Nach gut einer Stunde Spielzeit rast die Halle bei "Hunting
High And Low" und erweist sich als absolut textsicher im
1985er-Kosmos der Post-Popper-Ära. Der Ur-Song "Take On Me"
sorgt noch einmal für allumfassendes Beben, Schmelzen und Mitsingen.
Es folgt ein zündender Exkurs in Sachen James Bond ("The Living
Daylights", 1988).
Und weil die Kölner so toll mitsingen ;können, gibt’s glatt
eine Zugabe mehr, als bisher allgemein auf dieser Tour in Deutschland
üblich. Aller guten Sachen sind drei. Aber mit "Summer Moved On"
(2000), "The Sun Always Shines On TV" (1985) und "Locust"
(1993) sind auch die leider endgültig vorbei.
Dank an Rösi und Mechthild
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