Das große Einlullen - A-ha in der Olympiahalle
(Augsburger Allgemeine vom 19.09.2002)

München. Die Bühne gleicht einem gigantischen Heizungskeller: Silberglänzende, breite Rohre streben nach oben, dazwischen gleißt rotes, blaues, weißes Licht. Die Temperatur schwankt zwischen Gefrier- und Siedepunkt, bewegt sich jedoch meist im eher handwarmen Bereich. Erst ganz am Schluss legt die Band zwei, drei Schaufeln Kohle nach und erwärmt nicht nur die ersten paar Fanreihen, sondern auch den Rest der nicht ganz gefüllten Münchner Olympiahalle. Norwegens Star-Popper A-ha zu erleben ist ein eher kühles Vergnügen.

Eigentlich hätte es deutlich voller sein müssen, denn das letzte Album "Lifelines" verkaufte sich wie frisches Wasser in der Sahara und auch ihr Comeback-Werk "Minor Earth - Major Sky" bereitete den Finanzverwaltern der Plattenfirma viel Freude. Nach sieben Jahren der Trennung haben A-ha das Kunststück geschafft, aus der Versenkung aufzutauchen, als wären sie nie weg gewesen und mit "Summer Moved On" einen schönen Song in die Charts zu drücken. Den jugendlichen Charme hat das Trio weitgehend unverbraucht aus der Gefriertruhe geholt. Vor allem Sänger Morten Harket wirkt immer noch wie ein etwas groß geratener Bub, der ein wenig selbstvergessen mit Sehnsuchtston in der Stimme schwelgerische Melodien singt, in die höchsten Höhen steigt und sicher wieder auf den Boden zurückfindet. Dass seine Bühnenschau im Wesentlichen darin bestand, sich ständig an den Ohrstöpseln rumzufummeln, dürfte die überwiegend weiblichen Fans nicht stören. Wildes Gehopse war den drei Norwegern schon immer fremd.

Das hätte auch nicht recht zur Musik gepasst, die nach wie vor auf sanften Akkorden daherkommt und mit gedrosseltem Tempo wie Pulverschnee aus den Boxen stäubt. So rieselt denn Stück für Stück auf die Menge nieder und in der Halle macht sich eine entspannte Stimmung breit, die weniger wohlmeinende Naturen als gepflegte Langeweile beschreiben würden. Doch plötzlich machen A-ha Schluss mit dem großen Einlullen und der Mega-Hit "Take On Me" reißt die Menge aus den Träumen, in die sie auch bei "The Living Daylights" nicht zurücksinken (mit leichter Reggae-Einlage) - und dann ist erst mal Schluss. In der Zugabe folgen noch ein paar bisher vorenthaltene Hits, unter anderem eben "Summer Moved On", doch dafür fehlt "Cry Wolf". Nach hundert nicht sehr erregenden Minuten geht die Deckenbeleuchtung endgültig an und ein Abend nimmt sein Ende, der mit "nett" ganz gut beschrieben ist.

Dank an Mechthild

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